Diagnose von Prostatakrebs

Diagnosemaßnahmen

Prostatakrebs wird anhand verschiedener Untersuchungen diagnostiziert. Diese können sein:

  • Digitale-rektale Untersuchung: 
    • Der Arzt tastet die Prostata mit einem behandschuhten Finger im Enddarm auf Beulen oder harte Stellen ab.
  • Bluttest auf Prostata-spezifisches Antigen (PSA): 
    • Bei PSA handelt es sich um ein organ-spezifisches Protein, das Hinweise auf ein mögliches Vorliegen einer Prostatakrebserkrankung geben kann. Allerdings kann dieser Wert auch aufgrund einer gutartigen Vergrößerung oder Entzündung der Prostata erhöht sein. Daher liefert der PSA-Wert alleine keine gesicherte Diagnose. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit für eine mögliche Prostatakrebserkrankung mit steigenden PSA-Werten.
  • Transrektaler Ultraschall: 
    • Die Prostata und mögliche Anormalien werden mit Hilfe von Ultraschallwellen sichtbar gemacht.
  • Biopsie: 
    • Wenn entweder die digitale-rektale Untersuchung oder der PSA-Test auffällig sind, kann eine Biopsie durchgeführt werden. Dabei werden kleine Stücke der Prostata entnommen und unter einem Mikroskop auf Krebszellen untersucht. Die Biopsie stellt dabei die einzige gesicherte Möglichkeit dar, um Prostatakrebs festzustellen.

Männer über 50 bzw. Männer über 40, bei denen Prostatakrebs in der Familie vorkommt, sollten im Rahmen ihrer jährlichen Gesundheitsuntersuchung mit ihrem Arzt über eine Maßnahme zur Prostatakrebsvorsorge sprechen.

Klassifizierung, Risikoeinteilung und Staging nach der Diagnose

Mithilfe des Gleason-Scores

Es gibt Tests, die Ihrem Arzt helfen, die beste Behandlungsoption für Sie zu bestimmen.

Wenn Prostatakrebs diagnostiziert wurde, bestimmen die Ärzte den Grad des Krebses (seine Aggressivität). Die Bestimmung des Krebsgrads hilft den Ärzten bei der Wahl der besten Behandlungsoption für Sie. Hierzu wird die entnommene Biopsie meist von einem Pathologen unter dem Mikroskop untersucht und dabei wird das Ausmaß bestimmt in dem das Tumorgewebe vom normalen Prostatagewebe abweicht. Durch die Bestimmung können Rückschlüsse auf die Aggressivität des Tumor gezogen werden.

Prostatakrebs wird in der Regel anhand des Gleason-Scores oder der Gradinggruppe eingestuft, einem System, das von der International Society of Urological Pathology (ISUP) entwickelt wurde. Je höher der Score, desto aggressiver ist der Krebs. Das Grading-System funktioniert folgendermaßen: Der Pathologe weist jedem Bereich, der Krebszellen aufweist, einen Grad zu; der Bereich wird nach dem Aussehen der Zellen eingestuft und beschreibt, wie sich die Prostatazellen von normalen Zellen zu Krebszellen verändern:

  1. Kleine, identische Zellen, die dicht beieinander liegen
  2. Zellen in verschiedenen Formen und Größen, locker gepackt
  3. Vergrößerte Zellen mit unregelmäßigen Formen; die Zellen liegen enger zusammen
  4. Große, unregelmäßige, verschmolzene Zellen
  5. Unregelmäßige, verschmolzene Zellen, die in umgebende Bindegewebszellen eingedrungen sind

Nach Einstufung entsprechend des Gleason-Grading-System werden die zwei am häufigsten auftretenden Muster der Biopsie addiert, um einen Gleason-Score zwischen 2 und 10 zu erhalten. Ein niedrigerer Gleason-Score bedeutet, dass die Zellen eher wie normale Prostatazellen aussehen. Ein höherer Gleason-Wert bedeutet, dass die Zellen schlecht differenziert sind und entartet aussehen. Je höher der Gleason-Score, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Tumor schnell wächst und sich ausbreitet.*

Die Einstufung von Prostatakrebs anhand des Gleason-Systems ist der stärkste Prognosefaktor für das klinische Verhalten und das Ansprechen auf die Behandlung.Es konnte gezeigt werden, dass ein höherer Gleason-Score mit einem höheren Krebstodesrisiko in Verbindung steht.

DifferenzierungsgradGleason-Score

Aggressivität des TumorsKrebstodesrisiko *
Gut differenziert

2-4

Niedriggradiger Prostatakrebs; der Tumor wächst wahrscheinlich sehr langsam*
4-7%
Mäßig differenziert
5
Niedriggradiger Prostatakrebs; der Tumor wächst wahrscheinlich sehr langsam*

6-11%

Mäßig differenziert
6
Niedriggradiger Prostatakrebs; der Tumor wächst wahrscheinlich sehr langsam*
18-30%
Mäßig bis schlecht differenziert
7Prostatakrebs mittleren Grades; der Tumor wächst wahrscheinlich mit mäßiger Geschwindigkeit*
42-70%
Schlecht differenziert
8-10
Hochgradig aggressiver Prostatakrebs; der Tumor wächst wahrscheinlich schneller und breitet sich schneller aus*
60-87%

*Risiko, innerhalb von 15 Jahren an Prostatakarzinom zu sterben, je nach Lebensalter bei Diagnose

Der Gleason-Score fließt in ein Nomogramm (graphische Darstellung) ein, welches mit Hilfe des Gleason-Scores, des klinischen TNM-Stadiums sowie des PSA-Wertes die Wahrscheinlicht mit der die Erkrankung nach vollständiger Entfernung der Prostata nicht fortschreiten wird, prognostiziert. 

Der Gleason-Score wird auch verwendet, um die ISUP-Grad-Gruppe eines Patienten zu bestimmen. Patienten mit einer höheren ISUP-Grad-Gruppe haben eine schlechtere Prognose.


Gleason-

muster
ScoreISUP Grade
Gruppe
Risiko
1-3

<6

I
geringes Risiko
3-4
3+4=7
II

gering-mittleres Risiko

3-4
4+3=7
III
mittleres Risiko
3-5
8
IV
hohes Risiko
4-5
9-10
V
sehr hohes Risiko



Häufig werden weitere Untersuchungen angeordnet, darunter Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Knochenscans, Bestimmung des prostataspezifischen Membranantigens (PSMA) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET), um das Stadium des Krebses zu bestimmen.

Staging: Wie weit hat sich der Krebs ausgebreitet? 

Wenn bei einer Biopsie Krebs festgestellt wird, werden weitere Tests durchgeführt, um festzustellen, ob sich der Krebs außerhalb der Prostata ausgebreitet hat. Dies wird als Staging bezeichnet. Es wird das TNM-Staging-System des American Joint Committee on Cancer verwendet.



Die T-Kategorien beschreiben die lokale Ausdehnung eines Prostatatumors und reichen von T1 bis T4. Die N-Kategorien beschreiben, ob sich der Krebs auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet hat (N= Nodes, engl. für Lymphknoten). Die M-Kategorien beschreiben, ob sich der Krebs auf entfernte Körperteile ausgebreitet und Metastasen gebildet hat.


T-Kategorien

T1Der Tumor wird bei einer digital-rektalen Untersuchung nicht ertastet und bei einer Biopsie werden Krebszellen gefunden.
T2Der Tumor wird bei einer digital-rektalen Untersuchung ertastet, aber der Krebs ist auf die Prostata begrenzt.
T3
Der Tumor hat sich über den äußeren Rand der Prostata hinaus ausgebreitet und kann in die Samenblasen eingewachsen sein.
T4
Der Tumor hat sich auf Gewebe und Strukturen in der Nähe der Prostata ausgebreitet, z. B. auf die Blase, den Mastdarm oder die Beckenwand.

N-Kategorien

N0: Der Krebs hat sich nicht auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet.
N1: Der Krebs hat sich auf einen oder mehrere nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet.

M-Kategorien

M0: Keine Fernmetastasen. Der Krebs hat sich nicht auf andere Organe ausgebreitet.
M1: Vorhandensein von Fernmetastasen. Der Krebs hat sich auf andere Organe ausgebreitet.

Leitlinienprogramm Onkologie | S3-Leitlinie Prostatakarzinom| Version 6.2 | Oktober 2021

Mottet N, et al. EAU Guidelines on Prostate Cancer 2020

https://www.cancerresearchuk.o..., Zuletzt aufgerufen Juni 2023

Albertsen PC et al. JAMA. 1998; 280: 975-980

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Tel.: 0731/70 47-0